Beitrags-Archiv für die Kategory 'Bastard Operator from Hell'

B.A.f.H.: TinyBritain

Montag, 5. Oktober 2009 15:23

Wenn man den einen Flughafen verlaesst, ueberall nur englische Schilder sieht, die Eingeborenen jedoch ein vollkommen unverstaendliches Kauderwelch daherbrabbeln, dann … na?

Genau! Dann kann man nur im United Kingdom sein!

Der Chef hat gemeint, nach 15 Jahren waere es langsam mal wieder an der Zeit, dass ich eine wissenschaftliche Konferenz besuchen sollte.
„… aehm … nur … aeh … nur damit Sie … hmm … damit Sie nicht den … den … den Dings … na! … den aeh … Anschluss verpassen … aeh … Leisch …“

Anschluss! Und das mir, der ich 55% meiner Wachzeit mit den Studium einschlaegiger Fachmedia verbringe (hauptsaechlich ‚Hacker’s Havoc‘ und ‚Games Galore‘, ganz zu schweigen von allen neuen Ego-Shootern,
die staendig im Internet auftauchen!).

Aber das zaehlt ja leider nicht als ‚Wissenschaft‘! Als ‚Wissenschaft‘ zaehlt logischerweise nur, was Wissen schaft und nicht, was Wissen loescht. Dabei kann ich euch fluestern, dass man sich manchmal ganz schoen viel Wissen an-schaffen muss, bevor man anderes Wissen (sprich User-Daten) effektiv loeschen kann… naja.

Jedenfalls sitze ich jetzt hier im einem abgefuckten Vorortszug, der an jeder Kuhweide haelt, und tuckere nach Morgue’s Seaside, wo die diesjaehrige WUERG (‚XIII. Workshop on Unified Erected Rotation Gravitrons‘) stattfinden soll.

Eigentlich sollte Marianne auch hier sein, aber infolge eines lustigen Computerfehlers (zumindest fand ICH es lustig!) wurde ihre Passnummer bei der Immigration unter der Rubrik ‚Besonders gefaehrliche Terroristen‘
gelistet, und sie darf sich jetzt erstmal einer ausgedehnten Serie von Leibesvisitationen unterziehen.
Deshalb sitze ich jetzt nur mit dem Kollegen O. hier im Abteil, wenn man von den uebrigen Eingeborenen absieht, die sich lautstark in ihrem unverstaendlichen Idiom unterhalten, Bier aus Dosen trinken und ab und
zu vergeblich versuchen, mit uns zu kommunizieren.

Korrektur: ich dachte nur, es handele sich um Bier. Mein rechter Nachbar hat mir mit Haenden und Fuessen zu verstehen gegeben, dass er mich auf eine Dose einladen wolle, und – soweit ich das kapiere – er sich im Falle einer Ablehnung meinerseits gezwungen sehe, mich aus dem Fenster zu kippen. Kann aber auch sein, dass er nur sein Bier aus dem Fenster zu kippen gedenkt. Nachdem ich versuchsweise einen kleinen Schluck probiert habe, neige ich entschieden zur zweiten Interpretation: eigentlich sollte so ein Gesoeff in den Schweizer Konventionen geaechtet werden! Und noch dazu ist es lauwarm und enthaelt Null Kohlensaeure! Ich hole aus, um die Dose aus dem offenen Fenster zu schmeissen, aber der Kollege O. zischt mich an, ich solle mich nicht so anstellen, und um Gottes Willen nicht die Eingeborenen reizen.
Also kippe ich das Gift auf Ex hinunter, was respektvolles Gemurmel bei den Eingeborenen hervorruft – und mir eine weitere lauwarme Buechse einhandelt.

Morgue’s Abby entpuppt sich als Kleinstadt am Meer – der Kollege O. behauptet, es handele sich um den Aermelkanal – mit einem Bahnhof, der fuer eine 10mal so grosse Stadt gereicht haette. Wir verlassen ihn (den Bahnhof, nicht den Kollegen O.) ueber ein Rolltreppe, und eingedenk der Tatsache, dass hier alles auf der linken Seite faehrt/geht/schlurft, stelle ich mich ordentlich auf die linke Seite der Rolltreppe. Ein sehr junger Eingeborener macht mich sofort darauf aufmerksam, dass das genau falsch herum sei: rechts stehen und links gehen! Ich verstehe das nur, weil er auf ein entsprechendes Schild deutet; was er sagt, klingt ungefaehr wie: „haimeitlaifsokondaronseitha?“

Da wir keine Ahnung haben, wo das Hotel ist, nehmen wir ein Taxi. Die Taxis sind sehr leicht zu erkennen, weil sie wie eingeschrumpfte Lieferwagen ausschauen. Als wir drin sitzen, verstehe ich warum: ein normaler PKW waere unter der Last der Panzerglasscheibe zwischen Fahrer und Fahrgastraum zusammengebrochen.

Alle Autos fahren auf der falschen Seite. Unser Taxi auch. Ich schaue mir auf der linken Seite die Geschaefte an, damit ich nicht die schwankenden Doppeldeckerbusse sehen muss, die von rechts mit gefaehrlicher Schraeglage
aus dem naechsten Kreisverkehr auf uns zu schlingern:
Ein Musikladen, ein Pub, eine Fish&Chips-Bude, ein Pub, noch ein Pub, ein Musikladen, ein Pub, ein Tattoo-Laden, ein Pub, ein Musikladen, ein Pub, ein indisches Restaurant, ein Pub, ein Musikladen … und dann wiederholt sich das Ganze. Mir faellt ploetzlich auf, dass ueber die Haelfte der Lieferwaegen, die ich von hier aus sehen kann, Bierlaster sind.

Spaeter: ich habe den Kollegen O. in der Hotel-Lobby abgehaengt und schlendere durchs Gelaende. In einer Fish&Chips-Bude namens ‚Belcher‘ (Ruelpser?) versuche ich, eine Portion Fish ohne Chips zu bekommen. Schon
beim Anblick der fett-triefenden, mit Cheddarkaese ueberbackenen Kartoffelbloecke bekommen meine Herzkranzgefaesse naemlich das nervoese Flattern. Die Fish&Chips-Verkaeuferin erinnert der Form nach an ein
mittelgrosses Weinfass, was einerseits auf den Fettgehalt ihrer Ware schliessen laesst, und mich andererseits zur Frage veranlasst, wie sie durch eine so schmale Tuer ueberhaupt in die Bude reingekommen ist? Vermutlich lebt sie da drin.

Durch entsprechende Mimik und Gestik mache ich klar, dass ich keinen Wert auf die Chips lege. Aber das Weinfass straeubt sich, und erst nach laengeren Verhandlungen unterstuetzt durch eine Gruppe von Pennern, die sich nur noch mit Hilfe ihrer Bierdosen aufrecht halten koennen, einigen wir uns darauf, dass ich die Chips zwar bezahlen muss, aber gleich an den lokalen Verein zur Bekaempfung der Unterernaehrung ( = Pennergruppe) weiterspenden darf.
Gleich darauf erhalte ich fuer ueberraschend wenig Geld einen riesigen panierten Fisch ausgehaendigt, der zunaechst nach gar nichts schmeckt. Nachdem ich tonnenweise Salz und – nach Aufforderung des Weinfasses – auch Essig (sic!) drauf gekippt habe, mundet das Zeug aber erstaunlich gut. Ein Vereinsmitglied moechte mir zum Dank eine Buechse lauwarmes Bier in die Hand druecken, was mich zu einem raschen Rueckzug veranlasst.

Ich schlendere hinueber zum Konferenzzentrum, das sich hier – genau wie ueberall im Universum – direkt am Strand breitmacht, obwohl die Delegierten ja genau genommen nicht zum Baden hier sind. Ich frage die
tief-dekolltierte Rezeptionsmaus nach der ueblichen Internet/Mail-Lounge, wo sich Konferenzteilnehmer ohne Laptop ihre Mail abholen koennen. Der diensthabende Student dort erklaert mir umstaendlich, dass auf dieser
Konferenz private Laptops zur Folien-Praesentation nicht erlaubt seien und dass saemtliche Praesentationen von einem zentralen File-Server abgerufen werden und dass ich bitte rechtzeitig, d.h. einige Tage vorher, meine Praesentation auf den Server laden und dort testen solle. Obwohl ich gar keinen Vortrag halten muss, ziehe ich meinen USB-Stick aus der Tasche und setze mich an einen der Rechner, die alle bereits eingeloggt sind UND FREIEN SCHREIBZUGRIFF AUF DEN SERVER HABEN.

I guess that’s what it feels like to be in Bastard’s heaven!

Ein paar Sekunden spaeter sind vier nette kleine Trojaner auf dem Server, auf dem Client und – nur zur Sicherheit und weil’s einfach zu geil ist – auf zwei weiteren Client-Rechnern installiert, auf die ich von hier aus problemlos Zugriff bekomme. Spaeter im Hotel schreibe ich ein niedliches kleines Programm, das alle fuenf Minuten in saemtlichen auf dem Konferenzserver gespeicherten Praesentationen die eingebundenen Graphiken austauscht. Nach einigem Suchen finde ich eine Gay Pride Web-Page der lokalen Schwulengruppe, natuerlich mit Bildergalerie (ohne Bildchen geht bei denen nix!), und mische die Bilder von dort auch noch locker in die gespeicherten
Vortraege.

Hmm, was koennte man noch zu einer gelungenen Konferenz beitragen? Gelungene Konferenzen sind bekanntermassen diejenigen, die allen Teilnehmern noch lange im Gedaechtnis bleiben. Da es verdammt unwahrscheinlich ist, dass auf einer WUERG irgendwelche nobelpreisverdaechtigen Entdeckungen praesentiert werden, sind es meistens die mehr oder weniger spektakulaeren Begleitumstaende, welche den bleibenden Eindruck einer Konferenz bewirken. Zum Beispiel wird sich die Wissenschaftsgemeinde an die ICSLP 1996 fuer immer als ‚die Konferenz, bei der der Wein ausging‘ erinnern, weil beim offiziellen Konferenz-Dinner schon nach einer Stunde kein Wein mehr zu haben war. Oder die LREC 2008 in Marokko, bei der die Veranstalter die glorreiche Idee hatten, die Welcome-Reception in einem Beduinenlager in der Wueste zu veranstalten – dummerweise gleichzeitig mit einem mittelschweren Sandsturm. Und von der IS2009 wird den meisten Teilnehmern in Erinnerung bleiben, wie sie waehrend des sogenannten Konferenz-Dinners verzweifelt den viel zu wenigen Hostessen mit Snacks hinterherjagen mussten, um ueberhaupt etwas in die knurrenden Maegen zu bekommen.

Um mich einzustimmen, manipuliere ich ein wenig den time daemon des Konferenzservers, weil ich sehen kann, dass die Gongsignale, welche den Beginn der Vortraege signalisieren, auch von diesem Rechner aus gesteuert
werden. Dann – manchmal muss man eben Glueck haben – finde ich zufaellig ein Netzlaufwerk, dass wohl zur Buchhaltung des Konferenzzentrums gehoert und der Einfachheit halber auf dem Server eingebunden wurde. Es ist zwar ‚geschuetzt‘, aber da es sich um einen Windoofs-Rechner handelt, kann ich 7einhalb Sekunden spaeter das Buchungssystem einsehen. Ich finde ziemlich rasch die Bestellungen fuer das Konferenzdinner und aendere
die Bestellung fuer 40 Flaschen Weisswein in 400 Flaschen Whisky und 60 Flaschen langweiligen Rotwein in 600 Flaschen Tequila. Die 200 Flaschen Tafelwasser ersetze ich durch 200 Flaschen Ouzo – schaut ja eh fast gleich
aus, wenn man’s nicht so genau nimmt! Das Essen lasse ich so, wie es ist – am britischem Fraß laesst sich sowieso nichts mehr verschlechtern!

Dann schau ich nach, ob ueber den Server irgendwelche Drucker oder Faxgeraete angesteuert werden koennen (ein, zwei Kilometer schwarzes PDF nach Indonesien faxen, kommt immer wieder gut!). Dabei entdecke ich einen merkwuerdigen Geraetetreiber, den ich noch nie gesehen habe. Nachdem ich die Daten, die ueber die Schnittstelle geschickt werden, eine Weile analysiert habe, kapiere ich, dass es sich um die Steuerung von LCD-Hinweistafeln handeln muss, die vor den verschiedenen Konferenzraeumen die jeweiligen Sitzungen ankuendigen. Ein glueckliche halbe Stunde lang erfinde ich phantasievolle Sitzungsthemen und ‚verbessere‘ den langweiligen Konferenzplan grundlegend. Morgen frueh wird es zum Beispiel eine Keynote geben mit dem vielversprechenden
Titel ‚Smith&Wesson Silencer: How to Silence Speakers and to Solve all Communication Problems for Ever‘ und am fruehen Nachmittag die Plenary Session ‚The Bastard Blabber from Hell: Effective Communication in the New Millenium‘.
Am Donnerstag spricht einer meiner bekanntesten Kollegen ueber das Thema ‚Does the Bra Size Influence Female Language? An Empirical Study.‘ Um die Kollegen fit zu halten, programmiere ich ausserdem ein selbst-replizierendes Skript, das alle 15 Minuten die Anzeigen fuer alle Raeume zyklisch vertauscht.

Inzwischen ist es spaet geworden. Gaehnend hacke ich mich noch rasch in den alten Interpol-Rechner in Paris (eine NT-Kiste – man moechte es ja nicht glauben!), wo sie immer noch die aktuellen Fahndungslisten verwalten, und kopiere die Teilnehmerliste in die Topliste gesuchter Terroristen – nicht ohne vorher meine Wenigkeit zu loeschen: Diskretion ist das Merkmal des wahren Gentleman!

Dann ueberlege ich, ob ich noch was vergessen habe? Ich glaube nicht. Und wenn ich’s mir genau ueberlege, dann lohnt es sich kaum noch weiter dazubleiben. Ich weiss ja jetzt sowieso schon, wie die Konferenz ablaufen bzw. nicht ablaufen wird. Also gehe ich in das Buchungssystem von British Air und aendere meine Rueckflug vom Freitag auf morgen Vormittag nach Dubai – erste Klasse, versteht sich!
Am naechsten Morgen sage ich dem Taxifahrer, der mich zum Flughafen bringt, dass er einen Umweg ueber die Strandpromenade machen soll. Als wir am Konferenzzentrum vorbeikommen, sehe ich drei schwarze Einsatzwagen der hiesigen Polizei mit blinkenden Blaulichtern und der Aufschrift ‚SWAT TEAM‘ vor dem Haupteingang stehen.

Vier erholsame Urlaubstage spaeter treffe ich den Chef auf dem Gang.
„Und … aehm? Wie … aeh … wie war die … hmm … die  … die Dings … hmm … die WUERG?“ erkundigt er sich.
„Ganz normal“, antworte ich, „eigentlich die reinste Routine-Veranstaltung…“

Merkwuerdigerweise sind der Kollege O. und Marianne bis jetzt nicht von der WUERG zurueckgekommen…

Copyright Florian Schiel 2009

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Silverballmania 2009

Sonntag, 24. Mai 2009 7:14

Ungeachtet aller persönlichen Schwierigkeiten – der Termin stand seit Monaten fest: Pinballmania 2009. Die „offizillen inoffiziellen“ Flippermeisterschaften in Hamburg. Boah. Ich habe sowas noch nie mit gemacht. Sprich: Ich habe noch nie soviele funktionierende Flipper gleichzeitig gesehen und alle waren für „free play“.

Um 14 Uhr ging’s los und ich wollte mir ja meinen Turnierplatz sichern. Durch den den letzten Bundesligaspieltag waren sicher weniger Leute da als sonst da gewesen wären. Also mal warmspielen. 3 Stunden lang.

Ich kürze jetzt ab. Flipper waren (nur für die Hardcore-Freaks):

  • 24 (T)
  • Family Guy (T)
  • Lord of the Rings (T)
  • The Simpons
  • Space Station (T)
  • Terminator 2 (T)
  • Circus Voltaire (T)
  • Cactus Canyon (T)
  • Mars – God of War (T)
  • Harlem Globetrotters (T)
  • Harley Davidson
  • Earthquake
  • High Speed (T)
  • Centaur (T)
  • The Sopranos (T)
  • Time Machine
  • Theatre
  • No good Golfers
  • Tales of the Arabian Night
  • Defender
  • Medieval Madness (T)
  • Drak Knight 2000 (T)
  • Attack from Mars (!)
  • Dracula
  • Adams Family
  • Twilight Zone

Zwei Flipper habe ich jetzt schon nicht mehr auf dem Schirm. (T) bedeudet Turniergerät – (!) bedeutel Finalgerät.

Von 14 Teilnehmern habe ich immerhin den 9. Platz belegt. Als einziger, der keinen Flipper zuhause stehen hat. Und den Sieger (ein [geschätzt!] 11jähriger) habe ich auch auf dem Sopranos besiegt. von12 Runden hatte ich immerhin 6 gewonnen. Zufrieden.

Am 17. oder 18. November bin ich wieder dabei.

Update: Noch drei Geräte ergänzt.

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Irische Internetprovider sollen Musiktauschbörsen blockieren

Montag, 23. Februar 2009 14:08

heise online – Irische Internetprovider sollen Musiktauschbörsen blockieren.

Na klar, wir sind noch bei KiPo – das ist ja dann nur noch eine Frage von Tagen, bis das einem hier auch einfällt.

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B.O.f.H.: Weather Option

Freitag, 20. Februar 2009 12:31

So, nach langer Zeit mal wieder ein Text vonm Florian Schiel, von unserem geschätzten Bastard Operator from Hell:

Ich sitze in meinem Allerheiligsten, habe die Schutzschilde hochgefahren (immerhin hat das Semester gerade begonnen!) und beobachte fasziniert die Nachrichten der Boersenticker. Diese Finanzkrise! Wirklich beachtlich!
Fast tut es mir leid, dass ich mich damals fuer die akademische Laufbahn entschieden habe; meine Bastard-Kollegen an den Boersenplaetzen muessen
sich seit Wochen in einem staendigen Taumel der Begeisterung befinden. Ich
meine, wer kann man schon mit wenigen Mausklicks ein paar Milliarden an
Kundengeldern – oder noch besser an Steuergeldern – verbraten und nachher
mit einer fetten Praemie (und vielleicht einer noch fetteren Abfindung)
zum naechsten Disaster ziehen? Boersenmakler, das ist doch der wahre
Bastard-Job, wie wir ihn uns alle wuenschen – naja, vielleicht nicht alle,
ich jedenfalls. Stattdessen sitze ich hier an dieser truebseligen
Exzellenz-Uni und vergraule Studenten aus meinem Hauptseminar!

Hmm, mal schauen. Ich stoebere ein paar Stunden in Wikipedia und anderen
WWW-Quellen herum, bis ich auf eine vielversprechende Seite ueber Optionen
stosse. Warum eigentlich nicht? Im schlimmsten Fall verliert die Uni ein
paar hundert tausend Euro, und was juckt mich das! Ich bin unkuendbar!

Ich greife zum Telefonhoerer und rufe bei der Germanischen Bank an.
So und so, erklaere ich nacheinander einem halben Dutzend Sachbearbeitern,
an die ich nach alter Wanninger-Tradition durchgereicht werde, ich suche
einen Kundenberater spezialisiert auf den Optionshandel. Nach nicht mal
zwanzig Minuten spaeter lande ich bei einem Herrn Wiesel, der sich
Spezialist fuer den Terminhandel ausgibt. „Also“, sage ich, „das Problem
ist ganz einfach: Wir, das heisst die Uni Muenchen, wollen eine Option auf
das Muenchner Wetter abschliessen.“ „Aha, soso. Aeh … eine Option auf
das Wetter also. Das machen wir aber eigentlich nicht …“ „Wetterderivate
werden doch schon seit 1999 an den Terminboersen gehandelt“, unterbreche
ich Herrn Wiesel mit erstauntem Tonfall, „und Sie als moderne Bank koennen
so etwas nicht…?“ Herr Wiesel beeilt sich zu versichern, dass die
Germanische Bank in allen Bank- und Boersengeschaeften hoechst kompetent
ist. „Also, eben“, sage ich, „ich erklaere Ihnen jetzt mal kurz, wieso wir
eine solche Option erwerben wollen: Wir planen fuer naechste Woche am
Dienstag um genau Null Uhr 34 und 56 Sekunden ein Experiment
durchzufuehren, bei dem wir mit einem Komplex-Reversiven-Argon-Laser, kurz
KRAL einen hochenergetischen Quanten-Impuls knapp an der Mondoberflaeche
vorbei auf den Jupitermond Titan schiessen werden, mit KRAL also …
koennen Sie mir soweit folgen?“ „Aeh … aehm … KRAL … ja, natuerlich
… aeh …“

Mit anderen Worten:    PHYSICS BULLSHIT MODE ON

„Der KRAL-Impuls wird von der Atmosphaere des Titan reflektiert und
kehrt genau dann zur Erde zurueck, wenn der Mond theoretisch um genau
seinen Durchmesser weitergewandert ist. Trifft der Impuls nicht mehr bei
uns ein, bestaetigt das die Theorie von Prof. Dr. Malzenweisser, dass
naemlich der Mond aufgrund Einsteinscher Gravitationsfluktuationen nur
scheinbar weiterwandert, sich in Wirklichkeit aber in einem Zustand der
makromechanischen Schroedinger-Ungewissheit befindet. Mit anderen Worten,
er koennte von uns aus gesehen weitergewandert sein, aber vom Titan aus
gesehen vielleicht auch nicht, je nachdem, ob KRAL den Mond trifft oder
nicht, verstehen Sie?“ Ein paar Sekunden hoerte ich nur das Rauschen von
Herrn Wiesels Windoofs-Kiste in der Leitung, und ich fuerchte schon einen
Moment lang, dass ich mit meinem Gefasel einen Brain Short Erase (BSE)
ausgeloest habe, aber dann kommt: „… aeh … ja … aber … aber, was
hat das …“ „Sehen Sie, KRAL hat ca. 2 Millionen Euro gekostet. Und wenn
naechste Woche am Dienstag um Null Uhr 34 und 56 Sekunden der Himmel ueber
unserem Labor bewoelkt sein sollte, dann war alles umsonst. Die naechste
moegliche Konstellation von Mond und Titan ereignet sich erst wieder in 24
Jahren.“ „Ah … aaah …“ (Geraeusch eines fallenden Groschen mit 60 dB)
„… ich verstehe … Sie wollen Ihr Risiko eines Totalverlustes von 2 Mio
mit einer Option auf schlechtes Wetter hedgen …“ „Was immer Sie sagen –
solange Sie zahlen, wenn es bewoelkt ist…“ Herr Wiesel verspricht, die
Angelegenheit sofort mit der Optionsabteilung durchzurechnen und sich dann
wieder zu melden.

Waehrend des Gespraechs hat es mehrmals ganz zaghaft an der Tuere
zu meinem Allerheiligsten geklopft. Klopfen kann man es eigentlich
schon gar nicht mehr nennen, eher ein zartes Streicheln mit mit einer
dauerweichgespuelten Gaenseflaumfeder. Bestimmt ein paar unerschrockene
Vordiplomstudenten, die herausfinden wollen, wo mein angekuendigtes
‚Hauptseminar zur Makroskopischen Quantenstatistik‘ stattfindet
(Studenten, die es bis ins Hauptfach geschafft haben, kommen bestimmt
nicht mehr auf die abstruse Idee, an meiner Tuere zu klopfen; dafuer sorge
ich regelmaessig in den Vordiplomspruefungen). Dabei braeuchten sie bloss
zu nachzulesen, was im Vorlesungsverzeichnis steht. Unter ‚Ort und Zeit
der Veranstaltung‘ steht dort klipp und klar:

„Ort und Zeit sind retro-reaktive Aspekte der makroskopischen
Unschaerferelation. Da der Zeitpunkt dieser Veranstaltung mit
unendlich asymptotischer Genauigkeit auf Di 10 Uhr festgelegt
wurde, unterliegt der Ort der Veranstaltung einem gleichverteilten
Quantenfeld-Kernel-Operator. D.h. die Veranstaltung kann potentiell
ueberall sein, bis jemand sie findet.“

Damit sollte eigentlich alles gesagt sein. Aber nein, es gibt immer
wieder den einen oder anderen Superstreber, der meint, es besser wissen zu
muessen!

Das Telefon klingelt und ich sehe, dass es die Germanische Bank ist. Herr
Wiesel ist dran und verkuendet, dass die erforderlich Praemie erstens
davon abhaengt, wann wir die Wetteroption kaufen und zweitens wie dann der
Wetterbericht fuer Muenchen ist. „Wenn Sie jetzt sofort abschliessen, dann
koennte ich Ihnen die Option zum Preis von 630.000 Euro anbieten“, sagt
er. Ich hacke mich kurz in den Rechner der Finanzbuchhaltung und schaue
nach, was auf dem Konto der Uni so rumliegt (ihr werdet’s nicht glauben,
aber die gesamte Uni hat tatsaechlich ein einzelnes Girokonto bei der
Landesbank!). Wie ueblich lungern dort so eine paar Zig Millionen herum;
wenn davon 600 Riesen fehlen, merkt das bis naechste Woche bestimmt
niemand! Ich sage Herrn Wiesel, dass das gebongt sei, und gebe ihm die
Daten fuer den Bankeinzug. Um die armen Buchhalter der Uni nicht noch mehr
zu verwirren, gebe ich als Konto des Beguenstigten gleich mein eigenes
Girokonto an. Herr Wiesel schluckt auch das ohne mit der Wimper zu zucken.

Wenn ich oder sonst irgendein nobody versuchen wuerde, vom Konto der Uni
auch nur 6 Euro abzubuchen, ohne dass dafuer vier Formulare mit jeweils
drei Unterschriften in fuenf Kopien abgezeichnet wurden, dann wuerden
sofort ueberall die Alarmglocken losgehen. Aber wenn die Germanische Bank
mal eben per Lastschrift 600.000 Euros einzieht, kuemmert sich kein Mensch
darum. (Klar, IRGENDWANN faellt das dann schon mal auf – vermutlich aber
erst, wenn der Bayerische Rechnungshof wieder vorbeischaut.)

Den Rest der Woche verbringe ich im Versuchskraftwerk im Innenhof der Uni.
Die Kraftwerkstechniker, vermutlich irgendeine obskure Kreuzung aus
Maschinenbau- und Elektro-Ingenieuren, sind total begeistert, dass sich
endlich mal ein externer Kollege fuer ihr todlangweiliges
Versuchskraftwerk interessiert. Nach zwei Tagen verstehe ich auch
gruendlich, wieso sich niemand sonst dafuer interessiert: letztendlich
laeuft es darauf hinaus, Wasser durch Verbrennen von Gas zum Kochen zu
bringen und damit eine Dampfmaschine anzutreiben. Wahnsinnig spannend!

Ich bekaempfe eisern meine staendigen Gaehnkraempfe und lasse
mir alle Details haarklein erklaeren. Habt ihr einen Ingenieur im
Freundeskreis? Ich kann euch nur warnen: Frage niemals einen Ingenieur
nach einer technischen Erklaerung, ohne vorher gut und reichlich gegessen
zu haben! People get hurt that way! Immerhin, als ich am entscheidenden
Abend mit meinem nachgemachten Dietrich ins verwaiste Kraftwerk eindringe,
weiss ich ohne hinzusehen, welche Haehne ich aufdrehen muss, um den
Feuchtigkeitsgehalt der Abgase auf 100% zu treiben. Als ich wieder auf die
Strasse trete, hat sich bereits eine dichte Dampfwolke ueber das
Uni-Viertel gelegt…

Bleibt nur noch anzumerken, dass sich das Versuchskraftwerk direkt
neben dem Gebaeude der experimentellen Physik befindet, welches ich
im Optionsvertrag als Ort des Experiments angegeben habe. Und auf dem Dach
der Physiker ist eine Messstation des Deutschen Wetterdienstes – so ein
Zufall!

Ich denke, ihr versteht jetzt ein wenig besser, wieso es zur Finanzkrise
kommen MUSSTE – und wer am meisten davon profitiert hat…

(Bastard Regel #657: Irgendjemand profitiert immer – die Kunst ist,
dieser Jemand zu sein!)

Copyright Florian Schiel 2009

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Freitag, der dreizehnte

Freitag, 13. Februar 2009 10:54

Nicht nur, dass heute Freitag, der dreizehnte ist. Nein, wir erreichen auch noch den historischen Unix-Timestamp 1234567890 (unix-time). Das ist in Deutschland exakt am 14. Februar 00:31:30 Uhr der Fall. Ist das nicht wahnsinnig aufregend?

Thema: Allgemeines, Bastard Operator from Hell | Kommentare (0) | Autor:

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